Ein Projekt zur Förderung einer zukunftsfähigen
Grasland- und Weidewirtschaft
Zukunft
Weide
«Zukunft Weide» setzt an der dominierenden Landnutzungsform der Schweiz an - dem Grasland. Durch die Umsetzung konkreter Massnahmenpakete und Projekte sollen stakeholderübergreifend die Nachhaltigkeitspotenziale der Graslandwirtschaft ausgeschöpft und Hürden überwunden werden - für eine zielgerichtete und wirkungsbasierte Förderung des Schweizer Ernährungssystems.
Um die positiven Auswirkungen der Grasland- und Weidewirtschaft zu skalieren, ist eine marktseitige Förderung der Stakeholder essenziell. Darum findest Du auf unserer Karte kommerzielle Anbieter und Bezugsquellen von grasland- und weidebasiertem Fleisch aus der Gastronomie und der Verarbeitung, also beispielsweise Metzgereien.
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Fördercluster
Im Co-Creation Prozess wurden gemeinsam mit Stakeholdern der Grasland- und Weidewirtschaft konkrete Massnahmenpakete identifiziert, um die positiven Effekte dieser
Produktionssysteme zu skalieren und Hürden abzubauen. Diese Projekte wurden anschliessend thematisch zu Förderclustern gebündelt und in Bezug auf Faktoren einer starken Trägerschaft sowie einer Wirkungsabschätzung priorisiert.
In diesem Kontext kristallisierte sich insbesondere das Themen- und Fördercluster «Boden & Biodiversität» heraus. Einerseits verspricht eine standortangepasste Grasland- und Weidewirtschaft hier die grössten positiven Effekte - andererseits steht die Gesellschaft entlang dieser ökologischen Ebenen vor den grössten Herausforderungen. So führt die immer stärkere Intensivierung landwirtschaftlicher Ökosysteme seit Jahren zu einem Rückgang der Biodiversität auf landwirtschaftlichen Nutzflächen in der Schweiz. Dies zeigt sich auch an den grösstenteils nicht erreichten Umweltzielen des Bundes.
Ausserdem stellen klimatische und hydrologische Veränderungen vermehrt Belastungen für landwirtschaftliche Betriebe dar. Diese bedingen eine betriebliche Resilienz, für deren Stärkung insbesondere die Förderung der Bodenbiologie und der Artenvielfalt über der Grasnarbe vielversprechende Ansätze bieten.
Regenerative Praxis
Landwirtschaftlich genutzte Ökosysteme werden auch in der Schweiz durch die zunehmende betriebliche Intensivierung häufig überstrapaziert. Zusätzlich stehen viele Betriebe vor klimatischen und hydrologischen Herausforderungen, die die Stärkung der betrieblichen Resilienz bedingen. Im Weiteren steht die Schweizer Ernährungswirtschaft insbesondere in den im Projekt eruierten Systemebenen «Boden» und «Biodiversität» vor den wohl grössten Herausforderungen hinsichtlich seiner Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit. In diesem Kontext bietet die standortangepasste Nutzung und Integration von Weidetieren grosses Potenzial zur Optimierung dieser Systemebenen.
Ziel des Projektes ist die Förderung des Bodenlebens, der Artenvielfalt und der Resilienz auf Schweizer landwirtschaftlichen Nutzflächen und Betrieben durch die adaptive Anwendung regenerativer landwirtschaftlicher Praxis.
In einem mehrjährigen Pilotprojekt sollen landwirtschaftliche Betriebe bei der Anwendung innovativer und regenerativer Praktiken individuell begleitet und beraten werden. Die Beratung wird dabei durch ein Konsortium an Beratungsorganisationen sichergestellt, die sich thematisch ergänzen. So soll am Ende des Projektzeitraums ein messbarer positiver Impact entlang der Ebenen «Biodiversität» und «Boden» erreicht werden.
Zur Messung und Bewertung der Resultate werden quantitative und qualitative Indikatoren, insbesondere aus der häufig unterrepräsentierten Bodenbiologie, herangezogen. Hierzu dienen praktisch anwendbare, erprobte Methoden und Angebote innovativer, digitaler Technologie-Partner. Die Methode mündet mitsamt der Indikatoren in einen Leitfaden für die outcome-basierte Regenerative Landwirtschaftliche Praxis, der öffentlich zugänglich gemacht wird.
Strukturförderung Schwarzes Alpenschwein
Das Schwarze Alpenschwein ist als Erhaltungskreuzung aus drei Schlägen des Alpenraums die letzte noch verbliebene, autochthone Schweinerasse der Schweiz. Durch ihren Körperbau und die Besonderheit, dass die Tiere sehr gute Raufutterverwerter sind und auch strukturreiches Gras und Wurzeln fressen, sind sie optimal an alpine Standorte angepasst. Sie eignen sich hervorragend für die Grasland- und Weidewirtschaft.
Insbesondere im Landschaftsschutz und zur Wiederinstandsetzung und der Pflege von Sömmerungsflächen bieten die Tiere grosses Potenzial. Die Aufwertung und Auflichtung dieser oftmals verbuschten Flächen ist essenziell für die Biodiversitätsförderung, da die Sömmerungsflächen zu den artenreichsten Biotopen der Schweiz zählen. Ausserdem können die Tiere im Gegensatz zu den gängigen Mastsauen in artgerechter Freilandhaltung leben und mit wenig bis gar keinem Kraft- oder Ergänzungsfutter gefüttert werden.
Um die positiven Effekte zu skalieren und die Nische zukunftsfähigen Schweinefleischs zu erweitern soll in diesem Folgeprojekt eine übergreifende Strukturförderung geleistet werden, die den Stakeholdern des Schwarzen Alpenschweines Hilfestellungen leistet. Dazu zählt die Etablierung und Erweiterung einer professionellen Markt- und Produktionsstruktur.
Ausserdem sollen Forschungs- und Vernetzungsmodule lanciert werden. Dies umfasst Pilotprojekte im Bereich der Waldweidehaltung oder zur Untersuchung der Auswirkungen der Rasseeigenschaften und der Fütterung auf die Fleischqualität. So sollen weiterführende Rahmenbedingungen geschaffen werden, um alpine Wertschöpfungsketten zu stärken und die oft unterbeleuchtete Vielfalt der Nutztierrassen zu erhalten.
Strukturförderung Traditionelle Kleinviehrassen
Traditionelle Kleinviehrassen wie die Nera Verzasca, die Capra Grigia oder das Engadiner Schaf sind seit Jahrhunderten von essenzieller Bedeutung für die Berglandwirtschaft und mitursächlich für die hohe Artenvielfalt auf alpinen Nutzflächen. Wie die Alpenschweine werden diese an das Gelände angepassten, genügsamen und robusten Rassen von den Berglandwirten zusätzlich zum Rindvieh eingesetzt, da ihr Fressverhalten jenes der Rinder ergänzt und konkurrenzschwache Gräser und Kräuter fördert. Die Tiere nutzen sehr effizient die Ressource Grasland und beeinträchtigen den Boden häufig weniger stark als das Grossvieh. Trotzdem stagnieren die Geissen- und Schafhaltung und die Milch- und Fleischproduktion seit Jahren oder nehmen ab.
Durch den gezielten Einsatz traditioneller und schützenswerter Kleinviehrassen sollen die Markt- und Produktionsstrukturen für diese meist per se grasland- und weidebasierten Tiere und ihre Stakeholder analog zum Schwarzen Alpenschwein gefördert und professionalisiert werden.
Produktionsseitig sollen wegen des Einwuchses aufgegebene Inventarflächen «Trockenwiesen und -weiden» über mehrere Jahre durch die begleitete Bestossung mit Geissen und Schafen aufgewertet und wiederinstandgesetzt werden. Gemeinsam mit Vernetzungs-, Koordinations- und Sensibilisierungsmodulen soll die Bewirtschaftung dieser Flächen und die Kleinviehhaltung für Berglandwirte wieder attraktiv gemacht werden und die Nutztierzahlen erhöht werden.
Um das Ziel der gesteigerten Produktion zu ermöglichen, sollen ausserdem marktseitig Absatzmöglichkeiten geschaffen und Strukturen professionalisiert und gefördert werden. Da hier viele Synergiepotenziale zum Folgeprojekt des «Schwarzen Alpenschweins» existieren, ist die Kleinviehförderung im selben Kontext zu sehen.
Kommunikation & Sensibilisierung
Wenn über Sinn und Unsinn der Nutztierhaltung gesprochen wird, ist häufig von «der» Fleisch- oder Milchproduktion per se die Rede. In einem öffentlich und medial zunehmend aufgeheizten und polarisierenden Diskurs geht dabei oft vergessen, dass sich verschiedene Produktionssysteme in ihren ökologischen, sozialen und ökonomischen Effekten sehr stark unterscheiden.
Die Nutztierhaltung wird aus agrarwirtschaftlicher, kultureller und sozioökologischer Sicht weiterhin entscheidend sein für die Gestaltung nachhaltiger oder regenerativer Ernährungssysteme. Wichtig ist dabei aber eine zukunftsfähige Ausrichtung, die sich an den planetaren Grenzen orientiert und die Potenziale der Graslandwirtschaft entlang ihrer ökologischen und sozialen Systemebenen maximiert.
Ein Wirkungsziel von «Zukunft Weide» ist daher die Sensibilisierung von Öffentlichkeit und Politik für dieses Potenzial, da ihre gesamtheitlich positiv zu betrachtenden Effekte auf das Ökosystem und die Gesellschaft häufig nicht genügend beleuchtet werden.
So sollen unter anderem Stakeholder der Grasland- und Weidewirtschaft bei der Kommunikation dieser gesellschaftlichen Mehrwerte unterstützt werden, da die marktseitige Entlohnung dieser Leistungen entscheidend ist für die zukunftsfähige Gestaltung.